Jolly Roger war sowohl der erste in Serie gebaute Flipper aus der hochmodernen neuen Williams-Fabrik an der California Avenue, die seitdem stolz auf den Instruction-Manuals abgebildet wurde, als auch der erste 4-Player von Christian Marche. Er übernahm im Prinzip das "contemporary Artwork" von Jerry K. Kelley, seine Flipper gingen aber nicht so ins Detail wie die von Kelley und wiesen große, einfarbig-flächige Hintergründe auf, was keineswegs "billig" war sondern absolut dem Zeitgeist entsprach. Die Firma hieß nun Williams Electronics, Inc. und nicht mehr Williams Manufacturing Corporation. Die Serien-Nummern starteten neu wieder bei 1,000, wodurch man beim Jolly Roger Flipper ausnahmsweise wie bei Bally die genaue Nummer des jeweiligen Gerätes nachvollziehen kann.

1968 war nach 1961 wieder das erste Jahr, in dem auch Williams wieder zwei Four-Player präsentierte, diesmal natürlich mit stattlichen Produktionsziffern... Jolly Rogermit der Modell-Nummer 343 und Student Prince mit der 350 waren technisch gesehen mit Ausnahme der "closing Flippers" vom Student Prince weitgehend identisch. Beide Modelle hatten vier Jet-Bumpers, eine Drum-Unit etwa in Mitte des Spielfeldes, fünf Rollover-Scheiben in der Spielfeldmitte ("Cannon-Ball" bei Jolly Roger und die Bierkrüge bei Student Prince), sowie die Möglichkeit für eine Freikugel.

Das Spielfeld ist zeitlos und bereitet sehr viel Freude. Zentrales Feature sind die fünf senkrecht angeordneten Cannon Ball-Rollovers, die abgeschossene Kanonenkugeln symbolisieren, und der geradlinig darüber liegende gelbe Target mit der dahinterliegenden Drum-Unit. Die Cannon Ball-Lichter werden durch drei Rollover-Scheiben direkt unterhalb der Top-Arch weitergeschaltet, weshalb es nötig ist die Kugel so oft wie möglich durch die lange linke Bahn wieder zurück nach oben zu schießen. Wenn der Cannon-Ball die oberste fünfte Position erreicht hat, zeigt das Spielfeld seine volle Pracht, in dem an den zwei Outlanes und an den beiden langen Schußbahnen links und rechts vier neuartige, kleine und sehr intensiv leuchtende dunkelrote Lichter angehen... Ein großes rotes Licht zeigt vor der Drum-Unit "10 Times Reel Value" an... Die Outlanes werten in dieser Spielphase 300 statt 100, die rechte Schußbahn (welche die Kugel im Bogen an die Jet-Bumpers führt) wertet 100 statt 10 und die linke Bahn gewährt eine Freikugel. Außerdem werten die Jet-Bumper erleuchtet 10 Punkte, und die vier oberen Durchläufe 100 anstatt 10 Punkte. Die Drum-Unit wird durch zwei gelbe Targets links und rechts unterhalb der oberen Durchläufe und durch die beiden Rebounds oberhalb der Outlanes weiterbewegt.

Sämtliche Birnchen an der Drum-Unit sowie in den Plastics zwischen den Durchläufen sind von transparenten roten Hülsen eingeschlossen und verleihen Jolly Roger einen starken optischen Effekt. Wie bei Williams üblich, wird der Name des Flippers von Bi-Metall-Blinkbirnchen beleuchtet, einfach auch daran zu sehen daß das Holz um diese Fassungen rund ausgefräst wurde um den runden Blinkbirnchen mehr Platz zu bieten.

Die Prototypen, die noch im alten Werk angefertigt wurden, haben andere Gehäusefarben. Dieses Modell ist auch in der Werbung abgebildet. Diese ersten Gehäuse hatten einen blauen Untergrund, schwarze und weiße Muster, während die Serienmodelle ein gelbes Gehäuse hatten. Die schwarzen Muster sind bei allen Modellen gleich; das weiß vom Vorserienmodell wurdein der Serie durch blau ersetzt. Es dürften ca. 100 blaue Jolly Roger Flipper hergestellt worden sein. Einen kleinen Unterschied, allerdings nicht vom Vorserienmodell, sondern während der Serie, findet man am BackGlass: Dort wurde kurzzeitig ein blasseres Rot verwendet, ersichtlich z.B. am Kostüm des Piraten. Das alte Photo auf dem dieser Flipper, Serien-Nummer 4668, abgebildet ist, ist zwar verblichen und undeutlich, aber es ist mit Sicherheit ein anderer Farbton. Einige Modelle hatten farblich (blau oder rot) abgestimmte Kontaktringe an den Jet-Bumpern, andere weiße. Dies lag wohl eher am jeweiligen Lagerbestand und scheint unabhängig von den Seriennummern zu sein.

Der Jolly Roger Flipperautomat war in Deutschland sehr erfolgreich, die meisten erhaltenen Modelle weisen mehr oder weniger stark strapazierte Gehäuse und Spielfelder auf und sind überdurchschnittlich oft "frei Hand" übermalt worden. Sehr zu Unrecht ist der Flipper auch jetzt in den "Nullziger Jahren" nicht sonderlich gefragt und hat relativ wenig Freunde. Bemerkenswert auch, daß sogar der Importeur Seevend ironisch auf das "einfache" Artwork einging und in einer Werbung dem Flipper bescheinigte, keine Schönheit zu sein, aber dafür eben langlebig und spielfreudig. Dieser Flipper hatte es sozusagen von Anfang an nicht einfach und hatte quasi die Rolle eines braven Nutztieres, dem keiner nachweinte wenn es verbraucht war, was schon ziemlich schade ist.

Jolly Roger hat silber glänzende, 73 cm lange Beine die im Vergleich zu denen vom Vorgänger Shangri-La ein klein wenig geändert wurden: Die Aufnahmelöcher für die Beinschrauben waren bedeutend größer und ovaler geworden, und die senkrechte Sicke in der Mitte war nur noch 49 cm lang und endete ein gutes Stück weiter oberhalb vom Boden. Die Beinschrauben als solche weisen für Williams-Flipper, bei gleicher Gesamtlänge der Schraube, ein längeres Gewinde auf - was der Grund ist, daß bei Williams-Flippern, wenn man Schrauben der anderen Hersteller verwendet, die Schrauben "hängenbleiben" und "durchdrehen" wenn sie zu fest angezogen werden.

Jolly Roger war der erste 4-Mann-Flipper überhaupt mit einer On-Off-Switch - damals bereits an der üblichen Stelle vorne rechts am Boden.

Den "Jolly Roger" gab es wirklich, er war ein berühmt-berüchtigter Pirat der auch die Totenkopf-Flagge erfunden haben soll.

Ende der 90er wurde Jolly Roger einem breiten Publikum bekannt als stilvolles Spielmöbel in der SWR-Fernsehreihe "Die Fallers".

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